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Workshop zum Thema Mobbing an der SVEHK-Elterntagung. 

Mobbing bei Kindern. Was kann ich dagegen tun?

Der Workshop an der Elterntagung 2015 in Davos von Rolf Honegger zum Thema Mobbing (basierend auf dem Anti-Mobbing-Buch von Mustafa Jannan, s.u.) stiess bei den Teilnehmenden auf grosses Interesse. Verständlich, denn man weiss, dass Mobbing unter Kindern und Jugendlichen sich meist gegen die Schwächsten richtet: die Dicken, Kleinen oder Schüchternen, Jungen und Mädchen, die schlecht im Sportunterricht sind, sich nicht nach der neuesten Mode anziehen oder aus dem Ausland stammen. In anderen Worten: Jeder, der von der Norm abweicht und anders ist als die meisten anderen, ist ein potenzielles Opfer: also auch das gehörlose Kind.

Was ist Mobbing?

Was sind die Kennzeichen von Mobbing? Honegger nannte das Kräfteungleichgewicht (das Opfer ist alleine), die Häufigkeit (mindestens einmal pro Woche), die Dauer (Übergriffe erfolgen über Wochen oder Monate). Zudem ist eine Konfliktlösung aus eigener Kraft meist nicht möglich. Die Formen des Mobbings sind unterschiedlich: Es geht von einfacher Ablehnung, indem Gleichgültigkeit gezeigt wird oder eine Person ignoriert wird, bis zur physischen Aggression, Beschimpfungen, Erpressungen. Manchmal geschieht das Mobben ganz offensichtlich auch in der Gegenwart von anderen. Aber oft geschieht es auch im Geheimen, zum Beispiel durch Verleumdungen oder das Verbreiten von Gerüchten. Das Ziel ist immer das gleiche: Das Opfer soll verletzt werden.

Täter und Mitläufer

Der Täter handelt manchmal aus Angst weil er im anderen eine Bedrohung sieht. Oder es macht ihm schlicht Spass, das Opfer wird als Freiwild gesehen. Oft ist der Täter impulsiv, wenig einfühlsam und hat selbst Schwierigkeiten, soziale Beziehungen aufzubauen. Meist brauche der Aggressor selbst Hilfe, so Honegger. Denn das asoziale Verhalten kann sich verstärken, eine höhere Gefährdung für sozialfeindliches, kriminelles Verhalten und Alkoholismus sei gegeben. Das Gefährliche ist, dass der Mobber meist von Mitläufern umgeben ist. Wenn diese passiv bleiben oder zustimmend lachen, verstärken sie die Entwicklung zu einer echten Mobbing-Spirale, einem Teufelskreislauf: Das Opfer verliert mehr und mehr sein Selbstvertrauen, wird ausgegrenzt und einsam. Das kann zu einem Dauerstress führen, zu Krankheiten und Depressionen. Am liebsten würde das Opfer seine Umgebung, seine Klasse, seine Schule verlassen. Die Situation aufmerksam beobachten Honegger betont, wie wichtig es ist, aufmerksam zu bleiben und so früh wie möglich aktiv zu werden, um zu vermeiden, dass das Mobbing zu einer Dauersituation wird. Es ist wichtig, offen zu benennen, was geschieht. Nur so lässt sich auch die Gruppe sensibilisieren. Aber wer soll aktivwerden: die Eltern? Oft will das betroffene Kind nicht, dass Mutter oder Vater sich einschalten. Sein Selbstvertrauen kann noch mehr darunter leiden. Es fühlt sich wie eine Null, die seine Eltern braucht, um seine Probleme zu regeln. Und es will doch so sein wie alle anderen! Oft kann es deshalb besser sein, wenn sich Lehrer, Schulleitung, Schulpsychologen oder andere Fachleute der Sache annehmen. Das Gespräch suchen Wie kommt man aus einer Mobbing Situation heraus? Wichtig ist es laut Honegger auf jeden Fall, das Gesetz des Schweigens zu durchbrechen. Das Opfer sollte den Mut finden, offen zu sprechen. Die Eltern sollten Unterstützung bieten und ihr Kind ernst nehmen, zuhören und behutsam Fragen stellen. Sie sollen Verhaltensmöglichkeiten diskutieren - und wenn es nottut, die Lehrperson kontaktieren. Auf Klassen- oder Schulebene gibt es dann eine Vielzahl von Möglichkeiten, aktiv zu werden. Es ist wichtig, die Situation durch Gespräche zu entschärfen, die Gruppe möglichst mit einzubeziehen, indem man offen darlegt, welche Probleme bestehen. Dabei muss man nicht unbedingt, sofort „Schuldige“ suchen und den Polizisten spielen.

Prävention Allgemein:
 
Selbstvertrauen (Selbstwert) stärken
Empathie fördern
(Pro-) Soziale Fähigkeiten fördern
Freundschaften unterstützen
Interesse zeigen; zuhören
Zivilcourage fördern (gegen Unrecht eintreten)
Petzen und melden unterscheiden lehren
Positives Verhalten würdigen
Grenzen setzen (Auseinandersetzung mit Werten)

Psychische Widerstandsfähigkeit

Wichtig ist ausserdem natürlich vor allem, dass das Kind neues Selbstvertrauen gewinnt. Resilienz ist hier ein Schlüsselwort: Dazu gehört die Fähigkeit, das Beste aus Krisen und Niederlagen zu machen. Wer über ein möglichst gutes psychisches Gleichgewicht und die Fähigkeit verfügt, seine Impulse zu kontrollieren (sich beruhigen, durchatmen…), kann besser mit Krisen umgehen. Wer innerlich gefestigt ist, schafft es eher, die Situation zu analysieren und Lösungswege zu finden. Optimismus ist ein weiteres Kennzeichen von Resilienz, der Glaube daran, dass es immer eine Lösung gibt. Empathie gehört dazu, die Fähigkeit, sich in andere reinversetzen können. Und es ist wichtig, ein übergeordnetes Ziel verfolgen, über das wir relativieren können, was jetzt gerade im Moment geschieht.

Vertiefte Informationen zum Thema finden Sie bei: Mustafa Jannan: Das Anti-Mobbing-Buch: Gewalt an der Schule vorbeugen, erkennen, handeln, Beltz Verlag 2008.